Feldbahn Idunahall
Zu den schönsten meiner Eisenbahn-Erinnerungen an die 1980er Jahre zähle ich ohne Zweifel die Schmalspurbahn der Ziegelei Idunahall bei Schermbeck, genauer gesagt lag oder besser liegt diese Bahn meistenteils mitten im Grünen etwas südlich von Schermbeck und westlich von Gahlen.”Entdeckt” wurde sie von mir um das Jahr 1983 bei meinen bereits erwähnten Radtouren in diese Gegend. Es ist eine recht einsame Gegend, stark landwirtschaftlich geprägt - meistenteils fährt man an Weiden oder Wald entlang, nur manchmal passiert man einen Hof. Umso erstaunter duerfte ich gewesen sein, als ich plötzlich einem Warnschild, welches vor einem ungesicherten Bahnübergang warnte, begegnete.
Anlass für die Warnung war die Kreuzung der Ziegeleibahn mit der, naja sagen wir mal Nebenstrasse - grosser Autoverkehr findet hier nicht statt, das Schild stand auch ohne die sonst ueblichen Warnbaken recht nah vor dem Uebergang. Rechterhand nach dem Uebergang befand sich der Eimerkettenbagger und das Ladegleis, dieses Gleis lief am See entlang bis an das gegenueberliegende Ufer. Dort war weit hinten im Dickicht des Waldes ein weiterer, nach Aufgabe des Abbaus dort zurueckgelassener Eimerkettenbagger auszumachen. Fast vom Wasser ueberspuelt harrte er dort aus, ich habe in juengster zeit nicht nochmals nachgesehen - womoeglich befindet er sich noch dort. Auf der damaligen Seite des Abbaus hingegen war der Betrieb hingegen noch ueberaus rege, es wurden zumindest zeitweise zwei Zuege eingesetzt, welche im links vom Uebergang gelegenen Rangiergleis umgesetzt wurden. Die Streckenlok brachte einen leeren Zug aus der Ziegelei, im “Bahnhof” wurde der leere Zug abgekuppelt, die Lok setzte ueber die Weiche zurueck und nahm den vollen Zug an den Haken um ihn ins Werk zur Entladung zu bringen. Auf der anderen Seite holte die andere Lok die leeren Wagen unter den Bagger um sie erneut beladen zu koennen.
Nun, an sich nichts wirklich spektakulaeres, mit 13 oder 14 Jahren sah das natuerlich anderes aus. Allein schon das Vorhandensein dieser Form von - sagen wir mal Zivilisation - in dieser Gegend erregte mein Interesse. Das Ganze strahlte auch eine eigenartige Ruhe oder vielleicht Romantik aus, direkt neben dem Umsetzgleis befand sich ein verschlafenes Gehoeft wo man nur ab und an die alte Baeuerin beim erledigen ihrer Arbeiten sehen konnte, am Abbau lag ein sehr viel geschaeftigerer Hof. Ansonsten nur Wiesen und Weiden, und natuerlich der ziemlich grosse See, entstanden durch den jahrelangen Abbau des Tons. Schon damals kam mir diese Art des Transports merkwuerdig vor, aber natuerlich gefiel mir das Ganze dadurch nur noch mehr. So eine Mischung aus Modellbahn und richtiger Eisenbahn, recht primitiv aber es funktioniert. Der uralte, arg mitgenommen aussehende Bagger, die kleinen und teils nicht viel juenger aussehenden Loks - ich habe gerne zugesehen und mir vorgestellt das ich dort auch gerne arbeiten wuerde. Ob ich traurig bin dass es nicht so gekommen ist ? Ich denke nein, aber ich denke sehr gerne an diesen Ort zurueck.
Der Abbau wurde dann recht bald verlegt, die Grube befand sich sozusagen schon direkt an der Strasse. Er lag dann neben der inzwischen gebauten Muelldeponie und war sozusagen nicht mehr zugaenglich. Die Zuege konnten dann nur noch auf dem ebanfalls recht schoen gelegenen Streckenteil zur Ziegelei beobachtet werden, aber natuerlich war es Glueck einen zu erwischen. Die Bahn fuehrte nochmals ueber einen Ueberweg, dieser lag recht gefaehrlich an einer Kurve. Um die Sicht zu gewaehrleisten waren dort Spiegel aufgestellt damit sich Zug und Auto rechtzeitig sehen konnten. Dann ging es weiter, vorbei an einem Saegewerk und ueber ein Feld hinunter zur Unterführung der Gahlener Strasse. Nach der Unterfuehrung erneut aufwaerts, um die Lippe und den Wesel-Datteln-Kanal zusammen mit der Strasse auf einer Bruecke zu queren. Die Steigungen waren uebrigens nicht ganz ohne, und manchesmal brauchte es bei Naesse mehrere Anlaeufe um ueber sie hinweg zu kommen.
Bei dieser Bahn war ich uebrigens erfolgreicher als bei den WDQ, im Jahre 2001 stellte ich bei einem Besuch fest das sie immer noch in Betrieb stand und es ergab sich endlich eine Gelegenheit mit dem Personal in Kontakt zu treten - 1984 brachte ich nicht den Mut auf einmal um Besichtigung zu bitten. Allerdings stand die Stilllegung bereits fest und ich nutzte meine Chance zu einem erneuten Besuch, einige Bilder neueren Datums erinern an eine Besichtigung des Baggers, der Ziegelei und an das Erlebnis eines erfuellten Jugendwunsches - zu Gast auf der Schmalspurlok ! Wie genau es heute um die Bahn steht weiss ich nicht, es gab zwar einige Spekulationen, welche aber eingetreten ist weiss ich nicht zu berichten.
Nur wenige hundert Meter entfernt befand sich uebrigens die, wesentlich kuerzere, ansonsten aber aehnliche Bahn der Ziegelei Nelskamp. Ich habe damals leider keine Bilder gemacht, sie fuehrte fast ueber die gesamte Strecke durch einen dichten Wald - sehr romantisch !